
Stuttgart – In einer zunehmend globalisierten Welt, in der Menschen aus verschiedensten Ländern und Kulturen aufeinandertreffen, wird der Bedarf an qualifizierten Sprachmittlern im Gesundheitswesen immer dringender. In Deutschland, wo die Zahl der Migranten und Geflüchteten kontinuierlich ansteigt, erweist sich die sprachliche Verständigung zwischen Ärzten und Patienten als signifikante Herausforderung. Das Sozialministerium Baden-Württemberg hat diese Problematik erkannt und mit einem neuen Förderprogramm einen wichtigen Schritt unternommen, um Sprachbarrieren im Gesundheitswesen abzubauen.
Das im September 2024 initiierte Förderprogramm zielt darauf ab, die Qualifizierung von Sprachmittlern zu verbessern, sodass diese in Krankenhäusern, Unikliniken, Jugendämtern und weiteren medizinischen Einrichtungen eingesetzt werden können. Im Rahmen des Programms erfolgt eine Förderung der Ausbildung von Dolmetschern in Sprachen, die in vielen afrikanischen Ländern gesprochen werden und daher eine hohe Nachfrage aufweisen. Dazu zählen unter anderem Fula, Tigrinya, Somali, Igbo, Edo, Yoruba, Pidgin-Englisch und Hausa. Die Anzahl der beeidigten Dolmetscher, welche über die erforderlichen Sprachkenntnisse verfügen, ist in Deutschland jedoch begrenzt, was in der medizinischen Versorgung zu Problemen führt. Die Verfügbarkeit adäquater Sprachmittlung ist eine wesentliche Voraussetzung für eine angemessene medizinische Versorgung. Diesbezüglich äußern Ärzte und Pflegekräfte wiederholt die Einschätzung, dass ohne entsprechende Sprachmittlung eine adäquate Behandlung nicht gewährleistet werden kann.
Das Förderprogramm zielt darauf ab, die bestehende Lücke zu schließen und die Sprachmittlung im Gesundheitswesen zu optimieren. Zu diesem Zweck werden sowohl Personen mit bereits vorhandenen Sprachkenntnissen in den relevanten Sprachen qualifiziert als auch neue Ausbildungsprogramme geschaffen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass alle Patienten – unabhängig von ihrer Muttersprache – den Zugang zu einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung erhalten. Dies betrifft nicht nur ehrenamtliche, sondern auch hauptberufliche Sprachmittler, welche gleichermaßen von den Förderungen profizieren sollen.
Unsere Firma ReSartus, die auf die Bereitstellung von Dolmetschern für medizinische Einrichtungen spezialisiert ist, ist mit der Problematik bestens vertraut. Wir sind täglich damit beschäftigt, für Jugendämter, Krankenhäuser und Unikliniken Dolmetscher zur Verfügung zu stellen, da ein großer Teil der Patienten die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrscht. Die sprachliche Barriere führt in der Konsequenz dazu, dass eine Behandlung oder Beratung durch den Arzt nicht erfolgen kann. Dies ist nicht nur für die Patienten eine frustrierende Situation, sondern birgt auch das Risiko einer Beeinträchtigung der Gesundheit, etwa wenn wenn es dadurch zu Fehldiagnosen kommt. Laut Manfred Lucha, dem Minister für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg, kam es teilweise sogar zu Fällen, „bei denen Patienten ohne Sprachkenntnisse und Dolmetscher eine Behandlung verweigert wurde“. Dem soll das neue Förderprogramm entgegenwirken.
Das Förderprogramm des Sozialministeriums stellt einen essenziellen Schritt zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit in Baden-Württemberg dar. Die Strategie der Landesregierung, die Gesundheitsversorgung für Menschen mit Migrationshintergrund und begrenzten Deutschkenntnissen zu optimieren, wird durch das Förderprogramm unterstützt.
Dennoch besteht weiterhin ein umfangreicher Handlungsbedarf. Die Nachfrage nach qualifizierten Sprachmittlern übersteigt gegenwärtig das verfügbare Angebot, und zahlreiche Krankenhäuser sehen sich nach wie vor mit der Herausforderung konfrontiert, Sprachbarrieren im Klinikalltag zu überwinden. Daher sollte der Ausbau von Sprachmittlerdiensten auch weiterhin auf der politischen Agenda verankert bleiben.
Das Förderprogramm beinhaltet die Option für Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Jugendämter, über das Jahr 2024 hinaus an Modellprojekten teilzunehmen, um eine nachhaltige Lösung für die Sprachproblematik im Gesundheitswesen zu entwickeln. Dies wäre ein entscheidender Schritt zur systematischen Reduzierung von Sprachbarrieren und zur Verbesserung der Patientenversorgung unabhängig von der sprachlichen Herkunft.
In Anbetracht der Tatsache, dass Kommunikation in der modernen Medizin häufig der entscheidende Faktor für den Behandlungserfolg ist, erlangen Programme wie dieses eine unabdingbare Relevanz. Es bleibt zu hoffen, dass die implementierten Maßnahmen nicht nur eine kurzfristige Verbesserung bewirken, sondern auch zu einer langfristigen Transformation der Strukturen im Gesundheitswesen führen und somit eine gerechtere und zugänglichere Versorgung ermöglichen.
Sprachbarrieren im Kontext des Gesundheitswesens sind kein neues Phänomen, jedoch gewinnen sie vor dem Hintergrund aktueller globaler Entwicklungen zunehmend an Bedeutung. Das Förderprogramm für Sprachmittler im Gesundheitswesen stellt eine begrüßenswerte Initiative dar, die jedoch lediglich als ein erster Schritt in Richtung einer umfassenderen Lösung betrachtet werden kann. Eine optimierte sprachliche Verständigung kann nicht nur dazu beitragen, medizinische Risiken zu minimieren, sondern auch die Integration von Migranten in die Gesellschaft zu fördern. Es bleibt zu beobachten, wie effektiv das Programm implementiert wird und welche langfristigen Konsequenzen sich daraus ergeben werden.